Stellen Sie sich folgende Situation vor: Ihre Kollegin und Sie sind in einem großen Unternehmen im Bereich Recruiting tätig, jedoch aber für verschiedene Fachgebiete zuständig. Zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt wird ihre Kollegin plötzlich krank: im Unternehmen haben Sie derzeit einen ziemlich hohen Personalbedarf zu bewältigen, der Recruitingprozess läuft auf Hochtouren und entsprechend befinden sich schon viele Kandidaten im Loop, die auf eine Entscheidung warten.
Aufgrund der verschiedenen Fachbereiche und Ihrer eigenen ambitionierten Recruiting Ziele, liegt es nicht unbedingt in Ihrem Verantwortungsbereich, die Aufgaben Ihrer Kollegin zu übernehmen. Wie reagieren Sie?
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Möglichkeit 1: “Oh Gott, die Arme! Wie soll sie nur die ganze Arbeit schaffen, wenn sie ein paar Tage ausfällt? Am besten ich arbeite das Dringlichste für sie ab, ich habe die nächsten Abende eh nichts vor…”
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Möglichkeit 2: “Puh, dass ist jetzt natürlich ungünstig… Vielleicht kann ich 1-2 Aufgaben von ihr übernehmen, wenn ich es zeitlich schaffe. Wenn ich krank wäre, würde ich mir das auch von ihr wünschen.”
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Möglichkeit 3: “Hm, das ist eine schwierige Situation… Ich bin allerdings auch sehr eingespannt und kenne mich in ihrem Fachbereich nicht so gut aus. Hoffentlich kommt sie einfach bald wieder.
Würden Sie eher an Ihren eigenen Aufgabenberg und Ihren pünktlichen Feierabend denken, oder wären Sie so selbstlos und würden für Ihre kranke Kollegin ein paar Überstunden einlegen?
Wie Sie sich entscheiden würden, hängt damit zusammen, wie die Subfacette Altruismus bei Ihnen ausgeprägt ist.
Verträglichkeit ist neben Offenheit, Neurotizismus, Gewissenhaftigkeit, und Extraversion eine Dimension des Big-Five-Modells.
In den Bereich der Verträglichkeit gehören außerdem noch die Subfacetten:
Was macht einen altruistischen Menschen aus?
“Altruismus beschreibt die Bereitschaft, Zeit aufzuwenden, um anderen bei ihren Belangen und Problemen zu helfen.”
Dabei setzen sich Personen aktiv mit den Problemen anderer auseinander und unterstützen diese bei ihren Aufgaben.
Dieses proaktive Handeln grenzt den Altruismus von dem einfachen Mitgefühl für eine schwierige Situation ab. Personen mit schwach ausgeprägtem Altruismus können zwar mitfühlend sein (was von ihrem Wert auf der Facette Mitgefühl abhängt), lassen sich aber nur ungern in die Probleme anderer hineinziehen.
Es ist aber auch durchaus möglich, dass Personen bei Verträglichkeit eher niedrige Werte aufweisen, aber dafür dennoch sehr hohe Werte bei Altruismus. Solche Personen kümmern sich durchaus aktiv um das Wohlergehen anderer, allerdings sind sie nüchterner und selektiver hinsichtlich einer Hilfestellung. Das liegt daran, dass sie zum einen weniger von Appellen an ihr Mitgefühl bewegt werden und zum anderen eher die wahren Absichten von anderen infrage stellen.
Welche Bedeutung hat Altruismus in der Arbeitswelt?
Selbstverständlich wünscht sich jeder Arbeitgeber, aber eigentlich auch jedes Teammitglied, dass Mitarbeitende hilfsbereit und umsichtig sind. “Einer für alle, alle für einen” sollte das Motto von Teams lauten. Allerdings kann ein hoher Altruismus auch nachteilig sein.
Zum einen besteht das Risiko, dass solche Personen ausgenutzt werden, insbesondere wenn sie sehr mitfühlend sind und anderen zu leicht vertrauen. Zum anderen besteht die Gefahr, dass sie die eigenen Aufgaben eventuell nicht schaffen oder sich auf Dauer überlasten, wenn sie nicht nicht in der Lage sind, sich von den Baustellen ihrer Kollegen abzugrenzen.
“Zu viel Selbstlosigkeit und Aufopferung für die Kollegen kann sich durchaus negativ auf die eigene Performance auswirken.”
In Bezug auf unser Beispiel wäre eine gesunde “Distanz” auf Dauer zielführender. Dies kann aber durchaus einer Gratwanderung zwischen dem eigenen Wohl und dem der anderen gleichen.
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