Tabuthema Depression: über 5 Millionen Menschen in Deutschland leiden an Depressionen – Tendenz steigend. Aber nur die Wenigsten sprechen offen über ihre Erkrankung. Oftmals liegt es daran, dass die Betroffenen für sich negative Konsequenzen im beruflichen Kontext befürchten.
In den Köpfen vieler Menschen haben Probleme wie Versagensangst, Einsamkeit und Niedergeschlagenheit am Arbeitsplatz nichts verloren und werden dementsprechend einfach nicht thematisiert, nicht zuletzt, weil dies als vermeintlich unprofessionell gilt.
Es gilt allerdings zwischen Depressivität und Depressionen zu unterscheiden: während Depressionen eine ernstzunehmende Erkrankung sind, ist Depressivität eine Subfacette unserer Persönlichkeit. Sie erfasst, wie stark uns Rückschläge runterziehen und inwieweit wir uns von ihnen entmutigen lassen.
Depressivität ist eine von sechs Subfacetten des Neurotizismus. Neurotizismus wiederum ist neben Gewissenhaftigkeit, Extraversion, Verträglichkeit und Offenheit eine Dimension des Big Five Modells.
In den Bereich des Neurotizismus gehören außerdem die Subfacetten:
Wie äußert sich Depressivität?
Personen mit hoher Depressivität neigen häufiger zu Gefühlen wie Schuld, Traurigkeit, Hoffnungslosigkeit und Einsamkeit. Sie sind leicht zu entmutigen und oft niedergeschlagen. Dadurch fällt es ihnen auch schwer, aus diesem niedergeschlagenen Gemütszustand herauszukommen. Personen mit einer niedrigen Depressivität hingegen erleben seltener solche Gefühle und es fällt ihnen auch leichter, nach einem Rückschlag wieder nach vorn zu schauen.
Welche Rolle spielt Depressivität im Job und in der Personalauswahl?
Im Arbeitskontext wünschen sich eigentlich alle Arbeitgeber Angestellte mit niedriger Depressivität, da diese Personen belastbarer sind. Sie können Gefühle von Niedergeschlagenheit und Entmutigung besser bewältigen und neigen weniger dazu, in eine bedrückte Stimmung zu verfallen.
Unter Experten ist allerdings umstritten, inwieweit Depressivität in der Personalauswahl überhaupt Berücksichtigung finden sollte.
Zum einen ist diese Facette sehr stark von sozial erwünschtem Antwortverhalten geprägt und lässt dadurch meist kaum valide Schlüsse zu. Zum anderen ist es ethisch und moralisch betrachtet sehr schwierig, diese Facette zu bewerten. Einerseits zeigen Personen im Arbeitskontext seltener Niedergeschlagenheit, da dies für viele Menschen als unprofessionelles Verhalten abgestempelt wird.
Andererseits ist eine hohe Merkmalsausprägung auch nicht gleichzusetzen mit der klinischen Diagnose “Depression”, die wiederum schon Folgen für die Arbeit und den Arbeitgeber haben kann (z.B. durch krankheitsbedingte Ausfälle).
Im Rahmen der Personalauswahl ist die Subfacette Depressivität deshalb eher zu vernachlässigen, da sie kaum belastbare Aussagen über das zukünftige Verhalten einer Person im Job liefern kann.
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