Stellen Sie sich vor, Sie sind auf einem Firmenevent. Sie beobachten, wie einige Kolleg:innen souverän und offen auf jeden zugehen und auch mit Personen aus anderen Teams und Abteilungen das Gespräch suchen. Ihnen wird aber auch auffallen, dass es Kolleg:innen gibt, die eher etwas schüchtern sind und vielleicht auch ein bisschen unbeholfen wirken.
Diese Unterschiede lassen sich durch die Subfacette “Soziale Befangenheit” erklären. Sie beschreibt das Ausmaß an Ängstlichkeit, das Personen in sozialen Situationen erleben.
Soziale Befangenheit ist eine von sechs Subfacetten des Neurotizismus. Neurotizismus wiederum ist neben Gewissenhaftigkeit, Extraversion, Verträglichkeit und Offenheit eine Dimension des Big Five Modells
In den Bereich des Neurotizismus gehören außerdem die Subfacetten:
Wie äußert sich soziale Befangenheit?
Personen mit hohen Werten in dieser Subfacette fühlen sich vor allem in neuen sozialen Situationen schnell unwohl. Sie verhalten sich eher schüchtern und gehemmt. Bewusst vermeiden sie es, die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, aus Angst, sie könnten sich vor anderen blamieren.
Diese Gefühle von Scham und Verlegenheit machen sozial befangene Personen anfällig für Minderwertigkeitsgefühle und Spott.
Paradoxerweise ist die Angst, sich unangemessen zu verhalten, häufig genau die Ursache für unangemessene Reaktionen.
Gedankenspiel: Sie sind während des besagten Firmenevents im Gespräch mit Ihrem Chef und einem Ihrer Kollegen. Diesem Kollegen können Sie deutlich anmerken, dass er sich in der Situation sehr unwohl fühlt und er sich vor seinem Vorgesetzten keinesfalls blamieren möchte. Vermutlich ist er gerade so zwanghaft damit beschäftigt, sich Gedanken darüber zu machen, wie er sich verhalten soll und was bzw. ob er überhaupt seinen Beitrag dazu leisten sollte. Ihrem Teamkollege ist anzumerken, dass er kaum in der Lage ist, der Konversation inhaltlich zu folgen. Plötzlich stellt Ihr Chef ihm eine Frage zu einer konkreten Zahl aus dem letzten Geschäftsbericht. Darauf war ihr Kollege überhaupt nicht eingestellt! Er druckst erst vor sich rum, wiederholt mit seiner Antwort quasi das, was Sie bisher schon besprochen haben, ohne konkret auf die Frage Ihres Chefs einzugehen und kommt ins Stottern. Ihr Chef hebt kritisch seine Augenbraue und ist sichtlich unzufrieden mit der Antwort Ihres Kollegen. Ihr Kollege bemerkt seinen Fehler, errötet und wird noch verlegener.
Wenn eine Person wiederholt derart unangenehme Erfahrungen macht, manifestiert sich im Laufe der Zeit in ihrem Gehirn, sozial unbeholfen zu sein. Sie wird die nächsten Male noch stärker darauf achten, bloß nicht unangemessen zu reagieren und erneut ins Fettnäpfchen zu treten – zu Lasten ihrer Aufmerksamkeit. Dadurch entsteht ein Teufelskreis, der es für sozial befangene Menschen noch schwieriger macht, in sozialen Situationen Erfolge zu erleben und Selbstvertrauen zu gewinnen.
Personen mit niedrigen Werten hingegen fühlen sich auch in neuen sozialen Situationen pudelwohl und verhalten sich sehr ungezwungen. Ihnen ist es nicht unangenehm im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen und auch mit neuen Leuten in Kontakt zu treten.
Welche Rolle spielt soziale Befangenheit im Job?
Soziale Befangenheit ist eine Eigenschaft, die sowohl im Arbeitsalltag, als auch im Personalauswahlverfahren von Relevanz ist.
In der Regel gehen sozial befangene Personen eher nicht unbedingt eigenständig auf Jobsuche, da ein Recruiting Prozess gekoppelt an ungewohnte soziale Situationen ist.
Vorstellungsgespräche stellen für diese Personen häufig eine besondere Herausforderung dar, da sie tendenziell eher schüchtern sind und es ihnen oftmals schwer fällt, souverän und überzeugend aufzutreten.
Dieses Verhalten erhöht natürlich nicht unbedingt die Chancen auf einen neuen Job. Umso mehr können sie allerdings von (asynchronen) Arbeitsproben und Persönlichkeitstests profitieren, da sie hier besser zeigen können, was in ihnen steckt und sie nicht nur auf ihr unsicheres Auftreten reduziert werden.
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